70 | BOLD THE MAGAZINE Kunst & Kultur | Das Porträt Das Porträt LOU REED & METALLICA Ein neues Biest Autor: F. Reip | Fotograf: A. Corbjin Als sich Jay-Z und Kanye West für ihr so epochales wie diskussionswürdiges Album „Watch The Throne“ zusammentaten, ging es dabei nicht allein um Musik und Moneten, vielmehr dürfte die Motivation der Beiden ein gutes Stück weit auch dem Wunsch nach unvergänglichem Ruhm entsprungen sein: Seht her, wir sind nicht nur die Summe unserer Egos, gemeinsam bilden wir ein noch viel größeres Superego! Ob es da nicht doch ein bisschen am Superego kratzt, wenn man sich von einem anderen musikalischen Gipfeltreffen in den Schatten gestellt sieht – einer noch epochaleren und, traut man dem ersten, gut durchwachsenen Schwung Feedback, noch diskussionswürdigeren Platte? Denn eben die haben Lou Reed, ehemals Sänger von The Velvet Underground, Musikkunst-Legende und ewig knarziger Kauz, und Metallica, mit einiger Wahrscheinlichkeit die größte Metalband aller Zeiten, mit „Lulu“ aufgenommen und just in die Läden stellen lassen. Die Begegnung, die den Funken für die Zusammenarbeit schlug, hatte einen passenden Rahmen: Bei den Feierlichkeiten anlässlich des 25. Jubiläums der Rock & Roll Hall Of Fame Ende Oktober 2009 im New Yorker Madison Square Garden durften die Hall Of Fame-Neuzugänge Metallica während ihres Sets drei Gäste auf die Bühne bitten. Lou Reed, selbst seit 1996 Mitglied der Ruhmeshalle, machte den Auftakt und hatte beim gemeinsamen Herunterschrammeln der eigenen Velvet-Nummern „Sweet Jane“ und „White Light/White Heat“ sichtlich Spaß. In einem Ausdruck von für seine Maßstäbe schier überschwenglicher Zuneigung kommentiert Reed heute diesen Abend mit den Worten: „Schon nach diesem Auftritt war uns klar, dass wir füreinander geschaffen waren.“ Oder wie Metallica-Sänger James Hetfield es noch auf der Bühne ausdrückte: „That was fun. That’s rock’n’roll.“ Glaubt man der Legende, trat Reed im direkten Anschluss an den Auftritt mit dem Vorschlag an die Band heran, ein weiteres Mal gemeinsame Sache zu machen – nur sollte das Ganze dann auch auf Platte landen. „Ein paar der vergessenen Juwelen aus Lous Backkatalog“ wollte man ursprünglich überarbeiten, erzählt Metallica-Drummer Lars Ulrich: „Songs, bei denen Lou das Gefühl hatte, dass man sie durchaus noch mal überarbeiten kann. Wir sollten damit im Grunde genommen einfach unser Ding machen, ihnen unseren klanglichen Stempel aufdrücken.“ Doch Reed hatte schließlich noch eine andere Idee. Für die Inszenierung des Theaterstücks „Lulu“, das unter der Regie von Robert Wilson am Berliner Ensemble aufgeführt werden sollte und schließlich im vergangenen April Premiere feierte, hatte Reed eine Reihe von Songs geschrieben – nun wollte er sie gemeinsam mit Metallica aufnehmen. James Hetfield erzählt – und man merkt
Kunst & Kultur | Das Porträt BOLD THE MAGAZINE | 71 an seinen Worten, wie aufgekratzt und voller Spannung und Freude man die Angelegenheit anging: „Wir wollten unbedingt mit Lou arbeiten, nur hatte ich all diese großen Fragen im Kopf: Wie würde das wohl ablaufen mit ihm? Was genau sollte da passieren? Insofern war es großartig, als er uns die Songtexte für das Lulu-Projekt schickte, denn damit hatten wir etwas in der Hand, in das man sich richtig schön reinknien konnte. Und ich konnte als Sänger und Texter mal den Ball flach halten und mich einzig und allein auf die Musik, die Melodien konzentrieren. Die Texte von ihm waren wahnsinnig gehaltvoll, und die Musik dazu musste also diese Stimmung untermalen. Lars und ich saßen schließlich einfach nur mit einer Akustikgitarre da und füllten das leere Blatt, immer so, wie es der jeweilige Song von uns verlangte. Ein echtes Geschenk war das, dieses Angebot den Sachen unseren Metallica-Stempel aufdrücken zu dürfen. Und das haben wir dann auch getan.“ Auch Lou Reed überschlägt sich förmlich vor Begeisterung über die Zusammenarbeit mit seiner Wunschband: „Wir mussten diese Lulu auf ganz raffinierte Weise zum Leben erwecken, und zwar in Form von Rocksongs – und der härteste Rockansatz, den man sich nur denken kann, der stammt nun mal von Metallica! Sie sind genau auf demjenigen Planeten beheimatet, um den es mir in diesem Fall ging. Wir spielten zusammen, und sofort wusste ich: Mein Traum war in Erfüllung gegangen. Das Album ist das Beste, was ich jemals verzapft habe. Und ich habe es gemeinsam mit der besten Band eingespielt, die ich auf der ganzen Welt auftreiben konnte. Alle Beteiligten waren einfach mal ehrlich. Diese Songs sind dadurch ganz rein und unbefleckt auf die Welt gekommen. Wir sind im Bereich des Realen, des Denkbaren so weit an die Grenzen gegangen, wie es nur möglich war.“ Metallica-Gitarrist Kirk Hammet bringt es auf den Punkt: „Das hier ist definitiv kein Metallica-Album und auch kein Lou Reed-Album. Das etwas ganz anderes, ein Hybrid, ein ganz neues Biest.“ Website zum Thema: www.loureedmetallica.com
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