10 | BOLD THE MAGAZINE IM GESPRÄCH | CHRISTOPH WALTZ Willkommen in Berlin, Herr Waltz. Spüren Sie noch ein Gefühl des Nach- Hause-Kommens, wenn Sie in Berlin ankommen? Nein, aber das habe ich nie. Ich habe hier zwar mal gelebt, aber Wohnen und zu Hause sein, das sind zwei verschiedene Angelegenheiten. Aber natürlich gibt es noch eine Art von Vertrautheit, wenn ich nach Berlin komme. Ihr neuer Film „Alita – Battle Angel“ wurde von Robert Rodriguez inszeniert, der genau wie Sie ein Freund und Wegbegleiter von Quentin Tarantino ist. Kannten Sie sich also schon vor diesem Film? Da liegen Sie falsch, wir kannten uns nicht. Es gibt viele Freunde von Tarantino, die ich nicht kenne. Was hat Sie denn an diesem Film interessiert? Das ist völlig irrelevant. Wichtig ist, was den Zuschauer daran interessiert. Sicherlich nehme ich keine Rollen an, die mich nicht interessieren und in denen ich nichts für mich finde. Aber ich rede ungern darüber. Wenn man in einem hervorragenden Restaurant gerade eine wunderbare Mahlzeit kredenzt bekommt, dann muss man doch auch nicht wissen, was der Koch empfunden hat, als er auf dem Markt das Gemüse ausgesucht hat. Ich habe immer das Gefühl, ich würde mir selber den Teppich unter den Füßen wegziehen, wenn ich über die Hintergründe meiner Arbeit spreche. Mit meinen Erklärungen komme ich doch dem, wofür ein Film gemacht wird, nämlich dem Erleben des Zuschauers, ins Gehege – und das möchte ich nicht. Aber war es zumindest ein Anreiz, dass Sie dieses Mal keinen Bösewicht spielen? Darüber denke ich gar nicht nach. Ob jemand ein Bösewicht ist oder nicht, auch das muss das Publikum entscheiden, nicht ich. Manchmal ist es auch interessant, mit Menschen zu sprechen, die eine Rolle ganz anders wahrgenommen haben und gar nicht verstehen, warum sie von anderen als „böse“ bezeichnet wird. Kann man es sich denn in Hollywood erlauben, nicht über sein Image nachzudenken? letzten Endes geht es wieder nur darum, den Menschen irgendetwas zu verkaufen. „Lebe Deine Leidenschaft! Verwirkliche Dich!“ Das ist völliger Humbug. Das müssen Sie erklären ... Erstens hält es nicht jeder aus, seine Leidenschaft zu leben. Zweitens ist überhaupt gar nicht alles leidenschaftlich behaftet. Drittens existieren vielleicht gar nicht bei jedem solche Leidenschaften und können also auch nicht einfach aus der Luft gegriffen werden. Und am wichtigsten ist doch, dass es gar keinen zwingenden Hinweis, geschweige denn einen Grund gibt, dass dadurch, dass man seine Leidenschaft lebt, sich irgendetwas verbessert. Nur weil man nicht leidenschaftlich für seinen Beruf brennt, fehlt einem nicht automatisch etwas. Das ist Mumpitz! Keine Ahnung. Kann gut sein, dass man sich das eigentlich nicht leisten kann. Aber dann ist das eben ein Luxus, den ich mir gönne. Kommen wir mal vom Luxus zur Leidenschaft, die das Thema unserer aktuellen Ausgabe ist. Was fällt Ihnen zu dem Wort als erstes ein? Dass damit irrsinnig viel Schindluder getrieben wird und dass es gerade zur Handelsware erklärt wird. Alles muss mit Leidenschaft gemacht werden, und allen wird vorgegaukelt, dass das Leben sinnvoller und erfüllter werden könnte, wenn man seine Leidenschaft lebt. Aber Für Sie ist doch aber sicherlich die Schauspielerei eine Leidenschaft, oder? Überhaupt nicht! Das ist mein Beruf, und das ist bei uns nicht anders als in anderen Pflegeberufen auch. In der Medizin ist das Pflegepersonal am besten, das ohne Leidenschaft bei der Sache ist. Ärzte, die leidenschaftlich Ärzte sind, machen oft ganz schwerwiegende Fehler. Welche Fehler würden Sie denn machen, wenn Sie ein leidenschaftlicher Schauspieler wären? Den größten Fehler überhaupt, nämlich Ihnen vermitteln zu wollen, wie
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