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BOLD THE MAGAZINE No.47

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GENIALITÄT EXKLUSIV IM INTERVIEW: WILLEM DAFOE | CORONA – BILDER EINES WELTWEITEN AUSNAHMEZUSTANDES | PORSCHE HERITAGE DESIGN EDITION | DESIGNER IVO VAN HULTEN IM GESPRÄCH | MIT DEM NEUEN FIAT 500 UNTERWEGS | PETER LINDBERGH: UNTOLD STORIES

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50 // BOLD THE MAGAZINE ART / LESENSWERT JO SCHÜCK NACKT IM HOTEL LESENSWERT AUTORIN: M. MAI

ART / LESENSWERT BOLD THE MAGAZINE // 51 Jo Schück, Jahrgang 1980, hat Publizistik, Philosophie und BWL studiert. Seit 2014 moderiert er die Kultursendung „aspekte“ im ZDF und fungiert als Autor und Presenter für gesellschaftspolitische Dokumentationen. Zudem präsentiert er das Debattenformat „lass uns reden“ und die Musiksendung „zdf@bauhaus“. Schück war nominiert für Grimmepreis und deutschen Fernsehpreis und ist ausgezeichnet mit dem Ernst-Schneider-Preis und dem CNN Journalist Award. Synopsis: Vergiss Liebe! Nur Freundschaft kann uns retten! Jo Schück wagt eine radikale These: In der heutigen Zeit, die von gesellschaftlichen Umbrüchen und Globalisierung geprägt ist, in der gesellschaftliche Sicherheiten abhanden kommen und klassische Augenenge. Was denkt der jetzt von ihm? Dass er ein Penner ist? Irre? Ein Terrorist? Heutzutage denken ja immer alle gleich, dass jemand ein Terrorist ist, nur weil er sich gerade nicht konventionstreu verhält. Nur weil er zum Beispiel mit blutunterlau- Familienstrukturen sich auflösen, fenen Augen auf dem Raststättenklo vor gibt es nur eine beständige Bindung – Freundschaft. Sie gibt uns den Halt, den wir anderswo nicht mehr finden, weder in Liebesbeziehungen noch im familiären dem Waschbecken rumhängt, seit Stunden sein Spiegelbild betrachtet und sich auch dann nicht bewegt, wenn jemand „Excusezmoi“ sagt. Umfeld. Excusez-moi, excusez-moi, äfft er den Mann Leseprobe: Pisse. Es stinkt nach Urin. Mehr ist da nicht. Mehr hat er nicht. Nur diesen Geruch. Ammoniak und Zitronensäure. Seit wann? Seit Stunden. nach. In Gedanken. Laut hätte er sich das nie getraut, gerade jetzt, wo er so neben sich steht. Und auch neben dem Mann. Der drängelt ihn unsanft an die Wand, lässt den Wasserstrahl über die Hände laufen, 21, 22, Aus dem Spiegel starrt ein Typ mit blutunterlaufenen Augen, ein Gesicht wie eine Kraterlandschaft, gefangen vom Geruch des Urins. Wie konnte es so schnell eskalieren? Wie zur Hölle, fragt er sich, ist ein Mensch in genau drei Sekunden lang, schnappt sich in der Drehung ein Papierhandtuch und ist raus, bevor der Typ mit den blutunterlaufenen Augen realisiert hat, dass da jemand war. Und es stinkt. Nach Pisse. der Lage, so etwas überhaupt zu tun? So was tut man nicht. Sie hat es getan. „Excusezmoi“, darf ich …?“, fragt eine Stimme. Der Mann will sich die Hände waschen. „Klar“, antwortet er, „bien sûr“ – und bewegt sich keinen Millimeter. Nicht weil er nicht will. Sondern weil er nicht kann. Na gut, auch ein bisschen, weil er nicht will. Der Franzose schaut erst konsterniert, dann verärgert. „Wenn mir jemand auf den Sack geht, dann BÄM, Nummer gelöscht, uuund tschüs, du.“ Sie bearbeitet gestenreich das imaginäre Handy in ihrer Hand. Sie liegt auf dem Rücken, die Arme nach oben gestreckt. Er liegt neben ihr auf der Seite. Beim Reden bebt ganz leicht ihr Oberkörper. Durchs Fenster fällt ein Sonnenstrahl, der sich über ihren Körper legt wie ein Gurt im Auto. Ein Leuchtband mit Brüsten. Faszinierend. Als er nicht antwortet, dreht sie den Kopf. Sie folgt seinem Blick. Ein Lächeln, ganz kurz nur, aber wahrnehmbar. Er reißt sich los und schaut sie an. „Wirklich? Einfach gelöscht?“, fragt er und stützt den Kopf auf den Ellbogen. „Klar. Wenn jemand Scheiße baut: weg. Ich hab keinen Bock mehr, mich mit Idioten abzugeben.“ Sie starrt an die Decke. An wen sie wohl denkt? Auf ihrem Hals sitzt ein klitzekleiner Schweißtropfen. Der letzte Rest Leidenschaft. Eine glitzernde Perle, die sich der Verdunstung hingibt. „Aber die Leute in deinem Telefonbuch“, er reißt sich zusammen, „das sind doch nicht irgendwelche Leute ...“ „Na und?“ „Na ja, das sind ja keine Twitter-Trolle, die man einfach so blocken kann. Oder entfreunden, nur weil dir was nicht passt.“ „Entfreunden“, sagt er mit Gänsefüßchen-Fingern in der Luft. Sie blickt ihn an und antwortet: „Nein?“ Auch mit Gänsefüßchen-Fingern in der Luft. „Nein.“ Jetzt starrt er an die Decke. Will sie ihn provozieren? Oder meint sie das ernst? Bei ihr weiß man das nie so genau. Wie kann jemand, der so schlau ist, so schön, so begehrenswert ... aber vor allem so schlau; wie kann so jemand ernsthaft den Unterschied zwischen Trollen und Freunden infrage stellen? Fragt er sich … Nackt im Hotel Autor: Jo Schück ISBN: 978-3-423-23010-0 www.read-bold.de

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